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„Wir aber, die wir stark sind, sollen der Schwachen Gebrechlichkeit tragen und nicht Gefallen an uns selber haben.“
Römer 15, 1

Ungern will man des andern Gebrechen dulden, sondern ein jeder fordert von dem andern, daß er vollkommen sei. Da denken und reden sie dann nur voneinander, und eines will hier hinaus, das andere da hinaus, daß er Frieden und Ruhe vor dem anderen habe und der Unlust überhoben sei. Wer aber kann, der beurlaubt das andere und stößt es von sich, schmückt sich danach und spricht, er tue es der Gerechtigkeit zuliebe, wolle nicht bei und um sich böse Leute wissen, sondern nur fromme und gute Menschen, wie er ist. Dies Übel regiert am meisten in denen, die etwas voraus zu haben glauben vor anderen und ein ehrbares Leben führen und mehr Gnade haben; die blähen und brüsten sich; was ihnen nicht gleich ist, das muß sinken, das richten sie, das verachten sie, und sie sind das hübsche Kätzlein im Hause.