“Unsere Missetat drücket uns hart; du wollest unsere Sünden vergeben. ”
Psalm 65, 4

Sprich nicht: Ich bin jetzt noch nicht geschickt zum Beten; ich will noch eine Weile harren und dieweil was anders tun, bis ich geschickter werde. Sonst kommst du immer weiter davon, von einer Stunde zu der anderen, na von einem Tage zu dem andern, daß du dich doch zuletzt mußt mit Gewalt dawider legen und fortfahren zu beten, wenn du dich am allerungeschicktesten fühlest. Denn es heißt doch: Wer heute nicht geschickt ist, der ist morgen noch ungeschickter, und durch Verziehen wird niemand geschickt. Wo du nicht lernest beten, weil du ungeschickt bist und deine Beschwerung fühlest, so lernest du es nimmermehr. Denn wenn die süße Andacht kommt: Ei, nun bin ich geschickt, nun will ich recht beten, – da soll wohl der Teufel sein und dein Gebet zu Sünde und Schanden machen. Darum ist das die rechte Kunst, zu beten, geschickt zu werden, daß du dran anfangest, da du dich ungeschickt fühlest und Gott das vorträgst; also wirst du gewiß geschickter werden und dich bald leichter und lustiger fühlen, und nur immer durch diese Last hindurch gedrungen und fortgefahren, daß du dich die Sünde nicht lässest irren noch wehren. Doch also, daß du nicht denkest, in Sünden zu bleiben.