„Herr, sei mir gnädig; denn ich bin schwach. Heile mich, Herr; denn meine Gebeine sind erschrocken, und meine Seele ist sehr erschrocken.“
Psalm 6, 3 – 4
Erbarme dich, Herr, denn ich bin schwach; heile mich, denn meine Gebeine sind erschrocken. Ich weiß, was ich rede. Andere mögen zusehen, ob sie auch wissen, was sie reden. Das ist gewiß, daß niemand zur Barmherzigkeit Gottes gelangt, der nicht auf’s heftigste noch ihr hungert und dürstet, wie der Psalm (42,2 ff.) sagt: Wie der Hirsch schreiet nach frischem Wasser, so schreiet meine Seele, Gott, zu dir. Keine satte und überdrüssige Seele darf hoffen, von Gott erfüllt zu werden; denn allein die Hungrigen füllt er mit Gütern. Wieviel weniger wird er den Überdrüssigen das ewige Leben schenken, die es ja doch gegen dieses Leben verachten. Allein denen, die das ewige Leben aufs glühendste und mit unaussprechlichem Seufzen suchen, erbitten und seinetwegen anklopfen, wird er’s geben. Weil wir dies aber in diesem Leben, zumal in einem ruhigen Leben, nicht tun, so legt Gott den Tod und allerlei Anfechtungen auf uns, deren Druck uns treiben soll, daß wir Barmherzigkeit und Leben suchen.