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„Wer bist du?“ schießt es mir durch den Kopf, als ich vor kurzem nach einem Hochzeitsgottesdienst eine Frau entdeckte, deren Gesicht mir so bekannt vorkommt. Je länger ich darüber nachdenke, desto weniger kann ich sie einordnen und daher kommt sie mir irgendwie fehl am Platz vor. Als sie wenig später auf mich zukommt und meine Verwirrung erkennt, erklärt sie mir, woher wir uns kennen. Ich bin erleichtert, dass mein Rätsel gelöst ist.


Auf die Frage „Wer bist du?“ kann es viele Antworten geben. Aber haben Sie es schon einmal erlebt, dass jemand als erstes erklärt, wer er NICHT ist?

„Guten Tag, ich bin nicht Angela Merkel.“

„Hallo, ich bin nicht der Briefträger.“


Es wirkt fast schon etwas lächerlich. In der Bibel stoßen wir auf ein Gespräch, was aber genauso beginnt:

„Die führenden Männer des jüdischen Volkes schickten aus Jerusalem Priester und Leviten zu Johannes und ließen ihn fragen: „Wer bist du?“

Johannes schwieg nicht, sondern bekannte klar und deutlich: Ich bin nicht der Christus!“ (Johannes 1,19-20)


Johannes der Täufer tut hier etwas bemerkenswertes. Er tut etwas, was für meinen Alltag als Jesus-Nachfolger unverzichtbar ist: Christus den Christus sein lassen und mich mich sein lassen.


Wie häufig tappe ich in diese Falle! Ich erliege dem inneren Erwartungsdruck, mich selbst aus meiner Schuld befreien zu wollen. Ich verzweifle daran, dass ich mich schon wieder nicht gebessert habe in dieser oder jener Sache. Ich bemühe mich krampfhaft, doch endlich ein besserer Christ zu werden. Bis mich Gott in seiner geduldigen Liebe mal wieder daran erinnert: Du bist nicht der Christus! ER ist der, der dich verändert. ER ist der, der deine Schuld tilgt.

Neulich sagte mir eine Frau einen wunderbaren Satz: „Der Platz des Retters der Welt ist schon besetzt.“

Das habe ich mir eingeprägt. In meinem Alltag ertappe ich mich oft dabei, wie ich mich auf diesen Platz setzen will. Nur um dann zu bemerken: „Du kannst das nicht; diese Aufgabe gehört jemand anderem: Jesus Christus! Lass ihn den Retter sein und bleib du der zu Rettende!“


In diesem Sinne darf ich Sie und mich an diese wichtige Botschaft erinnern: Ich bin nicht der Christus!

Ihr 
Manuel Stoll
für Evangeliumsnetz e.V.