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Angst vor dem Ende
Esther B. forderte uns richtig heraus. Wir sollten folgendes Thema besprechen: Muss ich mich als Christ auf meinen Tod vorbereiten?
Als angehende Missionare im Sprachstudium in England war das nicht nur sprachlich anspruchsvoll. Kann mir als Christ die Begrenztheit meines Lebens gleichgültig sein?
Es stimmt, ich lebe mein Leben anders. Man könnte es so zusammenfassen:
In früheren Zeiten lebten viele nur 50 bis 60 Jahre, aber mit der Perspektive Ewigkeit nach dem Tod. Kann es sein, dass viele heute so gehetzt alles mitnehmen müssen, weil sie möglichst viel in ihre rund 80 Jahre Lebenszeit packen müssen? Ja, Glaube an Christus will uns entschleunigen, Gelassenheit schenken und das Vertrauen, dass mein Leben in Gottes Liebe geborgen ist. Und – nicht mit dem Tod endet.
Jesus sagt: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben und kommt nicht in das Gericht, sondern er ist vom Tod zum Leben hindurchgedrungen.“ (Johannes 5,24)
Im Hebräerbrief finden wir die Aussage, dass Jesus durch seinen Tod am Kreuz und seine Auferstehung Tod und Teufel entmachtete, denn „Nur so konnte er die befreien, die ihr Leben lang Sklaven ihrer Angst vor dem Tod waren.“ (Hebräer 2,15)
Paulus schreibt mit Sicherheit: „Ich bin überzeugt: Nichts kann uns von seiner Liebe trennen. Weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte, weder unsere Ängste in der Gegenwart noch unsere Sorgen um die Zukunft, ja nicht einmal die Mächte der Hölle können uns von der Liebe Gottes trennen.“ (Römer 8,38)
Aber was, wenn mein Vertrauen schwindet? Wenn alles in mir schreit, dass ich mir nur selbst etwas vormache? Interessanterweise bin ich da keine Ausnahme. Menschen in der Bibel redeten auch davon. Gott hält sich manchmal verborgen und doch ist er nur ein Gebet weit weg von uns. Aber Leiden und Verzweiflung können uns packen und geradezu unsere Hoffnung erwürgen. Wenn dann noch andere auf uns herumhacken, geht es uns wie David (Psalm 3,4 Viele sagen über mich: „Der hat keine Hilfe bei Gott.“).
Am schlimmsten wird es, wenn wir dem innerlich noch recht geben und sagen müssen: So treulos wie ich oft bin hat Gott allen Grund mich zu verlassen.
In seinem Roman „Und etliches fiel auf den Fels“ beschreibt der schwedische Bischofs Bo Giertz einen jungen Pastor, der an ein Sterbebett gerufen wird. Der alte Bauer war ein treuer Christ seit der Zeit der großen Erweckung in Südschweden gewesen. Aber auf dem Krankenlager findet er keine Frieden. Er kennt viele Versprechen Gottes in der Bibel auswendig. Aber er sieht nur das Böse in seinem Herzen und zweifelt daran, dass er richtig geglaubt hat. Der junge Vikar ist verwirrt, kann das nicht verstehen. Aber dann zählt der Alte auf: Bei jeder Gelegenheit bei der er Gottes Willen tat, hatte er selbstsüchtige Hintergedanken. Als er die Sündenvergebung erlebte, schaute er zur Seite auf seine alte Mutter in der Gemeinde und dachte daran, dass er wahrscheinlich bald sein Erbe antreten kann. Den reichen Nachbarn beneidete und wünschte ihn geradezu in die Hölle, ohne je für ihn gebetet zu haben. So zählt er auf. Dem Vikar verschlägt es die Sprache und guten Ratschläge gleich dazu. Eine alte Nachbarin kommt auch ins Zimmer. Als der Bauer ihr ganz offen sagt: „Ich bin ein Sünder, ein großer Sünder!“ meint sie nur lakonisch: „Ja, das bist du! Aber Jesus ist ein noch größerer Erlöser.“
Sie lenkt seinen Blick weg von seinem Versagen und seiner Angst auf Jesus selbst. Als er fragt, ob sie noch ein letztes Bibelwort für ihn hat sagt sie: „Ja eines. Siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt, Jesus! Auch die Sünde, die dich immer noch in deinem Herzen verklagen will!“

Das allein ist mein Trost im Leben und im Sterben, dass ich nicht auf mich und meine scheinbaren Erfolge im Glauben baue, sondern auf Jesu großartige Liebe.

Ihr
René Bredow

für das Evangeliumsnetz e.V.