Sieben kurze Sätze von Jesus am Kreuz sind uns in den Evangelien überliefert. Sieben Sätze eines leidenden, sterbenden Menschen. Aber auch sieben Sätze, die uns einen Blick erlauben in das Herzen Gottes. In diesen letzten Worten von Jesus vor seinem Tod kommt noch einmal all das zum Ausdruck, was diesen heiligen, allmächtigen Gott ans Kreuz gebracht hat: Vergebung, Errettung, Liebe, die Not der Sünde, Leiden, Sieg und Ergebung.
„Als sie an die Stelle kamen, die „Schädel” genannt wird, kreuzigten die Soldaten Jesus und die beiden Verbrecher, den einen rechts und den anderen links von ihm. Jesus aber sagte: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.” (Lukas 23,33-34, NGÜ)
Unter den sieben Sätzen Jesu am Kreuz finden wir drei Gebete zu seinem Vater. Versucht man, die Worte am Kreuz in ihre zu vermutende zeitliche Abfolge zu bringen, so stehen die Gebete an erster, vierter und siebter Stelle. Am Anfang, in der Mitte und am Ende. Jesu Leiden am Kreuz ist vom Gebet durchdrungen.
Dieses erste Wort Jesu ist eine Fürbitte für diejenigen, die ihm das Leid zufügen. Es ist bemerkenswert, dass Jesus sich in dieser Situation an seinen Vater wendet. Sein erstes Gebet ist dabei keines der Klage. Es ist kein Vorwurf, keine Bitte um eigene Errettung. Sein erstes Gebet gilt den Menschen, die vor ihm stehen. Einfache Soldaten, die ihre Befehle ausführen. Diese Männer machen sich vielleicht gar nicht viele Gedanken um ihre Aufgabe. Sie erledigen ihren Job. Man kann davon ausgehen, dass sie Erfahrung dabei hatten, Menschen zu kreuzigen. Insofern wissen diese Soldaten sehr wohl, „was sie tun”. Aber Jesu Bitte geht tiefer. Jesus sieht diese einfachen Männer. Und er sieht in ihnen verlorene Menschen, die der Vergebung Gottes bedürfen. In dieser Stunde der unvorstellbaren Schmerzen dieses grausamen Todes am Kreuz denkt Jesus an diejenigen, die ihm das Leid zufügen.
Die große Not, die Jesus an diesen Soldaten sieht, ist dass sie sich ihrer Schuld nicht bewusst sind. Sie wissen nicht einmal, dass sie gerade den Sohn Gottes töten. Dass er der einzige Mensch ist, der jemals völlig schuldlos gewesen ist. Wie viel Schuld habe ich in meinem Leben auf mich geladen, von der ich nicht einmal weiß? Verletzende, unbedachte Worte, Unrecht, Lieblosigkeit, Egoismus.
Die Vergebung Gottes ist so viel größer. Es ehrt Jesus Christus, dass er im Moment seiner eigenen Qual nur Augen hat für die Qual der Menschen, für meine Qual: ohne Gott sein zu müssen. Gott sei alle Ehre, dass er mir in Jesus Vergebung gewährt!
Ihr
Manuel Stoll
für Evangeliumsnetz e.V.