Gewissheit durch Glauben?
Kürzlich meinte jemand zu meiner Frau: „Die in die Kirche rennen, die haben es nötig!“ Als sie mir das erzählte, schlug ich vor, ihrer Bekannten einen Ehrendoktor in Theologie zu geben. Ich gebe das ehrlich und von ganzem Herzen zu. Ich habe es nötig! Besser gesagt: Ich habe Gott nötig!
Es gibt viele Dinge, die kann ich als Mensch nicht wirklich beeinflussen. Ich habe mir meinen Geburtsort, meine Ursprungs-Familie und vieles andere nicht aussuchen können. Dahinter steht nach der Aussage der Bibel kein blindes Schicksal sondern die ordnende Hand eines liebenden Gottes, der sich von Menschen als „Vater“ offenbart. Und dieser Gott sagt: „Ich habe dich schon immer geliebt, und dich zu mir gezogen mit Seilen der Liebe.“ (Jeremia 31, 3)
Er hat neben den Umständen auch die Zeit gewählt, in der ich mein Leben lebe. Mit den Herausforderungen und Situationen, die uns oft so chaotisch erscheinen. Da heben wir oft trotzig den Blick und fragen: Was mutest du uns eigentlich zu? Dann kann man es geradezu mit der Angst zu tun bekommen. Ist das nun seine Quittung für meinen Egoismus?
Gott mutet uns manches zu. Aber sich selbst hat er das in Jesus auch zugemutet. Alles! Er kam in ärmste Verhältnisse, wurde zum Flüchting, lebte als Kind im Ausland, und später auf der Straße. Half Menschen und kümmerte sich liebevoll um uns Menschen. Rund 600 Jahre zuvor beschrieb ihn der Jesaja prophetisch: „Er trug in Wirklichkeit unsere Schwachheit und lud auf sich unsere Schmerzen… Er ist um unseres Egoismus verwundet und um unserer Selbstsucht willen zerschlagen. Wir aber verkennen ihn und vermuten, dass er wegen seiner Anmaßung von Gott mit dem Tod bestraft wäre. Wir sind wie verirrte Tiere, schauen nur auf uns selbst. Die Strafe (die alle Menschen verdient hätten) liegt auf ihm, damit wir Frieden haben können…“ (Jesaja 53,4-7 auszugsweise).
Wir können Frieden haben! Das Beste was wir tun können ist zu ihm „zu rennen“, uns ihm immer wieder im Gebet anzuvertrauen. Das haben wir nötig. Das nennt die Bibel Buße – Umkehr zu Gott. Es gibt Zeiten, da kann man sich daran freuen. Aber es gibt kein dauerhaft zweifelsfreies, angstfreies Christ-sein. Was ist, wenn Wellen der Angst mich überrollen, ich Gott sozusagen das Vertrauen aufkündige? Da brauche ich nun zweierlei: das verläßliche Wort Jesu in der Bibel, und die Kirche als Gemeinschaft der Leute die miteinander Glauben lernen und leben. Dietrich Bonhoefer schrieb einmal, es gäbe aus seiner Sicht kein Christsein, das ohne Gemeinschaft überleben kann. Denn wir leben im Glauben – Vertrauen- dass sich Gottes Versprechen alle so sicher erfüllen werden wie die Vision, die er Jesaja als Trost gab, noch bevor Jesus geboren wurde.
Als ich mit diesem Lernprozeß begann und mich Jesus zuwandte, dachte ich, dass es dabei neben Gott auf mich ankäme. Meinen Glauben, meine Treue. So habe ich mich in mir selbst verkrampft. Dazu finde ich die Jahreslosung für 2020 so hilfreich. Diesen Aufschrei eines Menschen, der glaubt aber doch an sich verzweifelt weil er fühlt, dass sein eigener Glaube nicht vollständig und viel zu schwach ist. So schreit er heraus: „Ich glaube, hilf meinem Unglauben!“ (Markus 9,24)
Die Bibel teilt sich in zwei Teile, den alten Bund mit Israel und den Neuen durch Jesus Christus. Gott geht diesen Bund mit den Menschen ein, die sich ihm anvertrauen. Und er garantiert darin alle seine Zusagen. Martin Luthers Seelsorger Staupitz riet Martin in seinen tiefen „Anfechtungen“ zu beten: „Ich gehöre dir – rette mich!“
Bestätigt finde ich das auch in den Gedanken, die Pfr Dr. Harmut Schmid äußert: „Allein Gott schenkt und erhält den Glauben. Der Glaube ist ein Wunder. Aus menschlicher Kraft käme er nicht zustande und hätte keinen Bestand.“ Aber Gott erhält und vollendet ihn für uns (Philipper 1,6 “ Ich bin ganz sicher, dass Gott das gute Werk, das er in euch angefangen hat, auch weiterführen und am Tag, an dem Christus wiederkommt, vollenden wird.“). Dadurch haben wir das Mittel unserem menschlichen Zweifel immer und immer wieder Gottes Zuspruch entgegen zu halten (Lukas 5,5: „“Aber Rabbi“, wandte Simon ein, „wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen. Doch weil du es sagst, will ich die Netze noch einmal auswerfen.“).