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„Wer ist wie der Herr, unser Gott, der sich so hoch gesetzt hat und auf das Niedrige sieht im Himmel und auf Erden? “
Psalm 113, 5 – 6

Weil Gott der allerhöchste und nichts über ihm ist, mag er nicht über sich sehen, mag auch nicht neben sich sehen; weil ihm niemand gleich ist, muß er notwendig in sich selbst und unter sich sehen. Und je tiefer jemand unter ihm ist, je besser er ihn sieht. Aber die Welt- und Menschenaugen tun widersinnig; die sehen nur über sich und wollen hoch fahren zur Ehre, zur Gewalt, zum Reichtum, zur Kunst und gutem Leben. Und wo solche Leute sind, denen hängt jedermann an; da läuft man zu; da dient man gern und will der Höhe teilhaftig werden. – Aber in die Tiefe will niemand sehen, wo Armut, Schmach, Not, Jammer und Angst ist; da wendet jedermann die Augen ab: da flieht, da scheut, da läßt man sie und denkt niemand, ihnen zu helfen und beizustehen; da ist kein Schöpfer unter den Menschen, der aus dem Nichts wollte etwas machen. Darum bleibt Gott allein solches Ansehen, das in die Tiefe, in Not und Jammer sieht, und ist nahe denen, die in der Tiefe sind.