Angst ist ein ständiger Begleiter in unserem Leben. An manchen Stellen ist die Angst ein wichtiger Sensor, um sensibel für eine bestimmte Situation oder ein Gefahrenmoment zu werden. Neben Ängsten und Phobien, die teilweise eine derart starke Ausprägung haben, dass eine professionelle Behandlung erforderlich wird, gibt es auch Ängste, die wir uns selber machen. So z.B. die Angst vor der Zukunft, Veränderung der Umwelt, Existenzängste (beruflich, gesellschaftlich, sozial), Angst vor dem Tod und Verlustangst. Bei Letzterem geht es vor allem darum, Angst vor dem Verlust einer bestehenden Beziehung, der Gesundheit oder eines gewissen Wohlstands, den man pflegt.
Aber Angst kann auch gezielt erzeugt werden, um Menschen in ihrem Denken und Entscheiden zu manipulieren. Die Psychologie hat in vielen und langen Studien festgestellt, dass Angst zu den wichtigen starken Gefühlen gehört. Mit starken Gefühlen können Menschen zu Verhaltensänderungen motiviert oder – negativ ausgedrückt – manipuliert werden.
So hat jeder von uns seine unterschiedlichen Ängste, die jeder mit sich herumträgt. Sie sind verschieden in der Tiefe und Wirkung und je nach unserer Neigung, können sie auch entsprechende Herkunft haben.
In der Bibel finden wir auch jede Menge Beispiele, in denen Menschen mit Ängsten zu tun haben: Daniel, David, Mose, Abraham, Jona. Bis ins neue Testament, zu Johannes, Petrus und Stephanus, ziehen sich die Beispiele. Auch von Jesus wird berichtet, wie er in den Stunden vor seiner Verhaftung und Kreuzigung das Gefühl der Angst erleben musste:
Und es kam, dass er mit dem Tode rang und betete heftiger. Es ward aber sein Schweiß wie Blutstropfen, die fielen auf die Erde.
Lukas 22, 44
Jesus hatte Angst vor dem, was vor ihm lag. Er hatte Angst vor den Schmerzen, vor der Demütigung, vor dem Tod. Er wusste, er wird alles überwinden. Aber da er als Mensch in diese Welt gekommen war, erlebte er die gesamte Bandbreite der menschlichen Gefühlswelt. Wenn Jesus uns ein Vorbild war, dann auch darin, wie er als Mensch in dieser Situation noch sagen konnte „… aber nicht mein Wille, sondern dein Wille geschehe“.
So groß auch unsere Ängste sein mögen, Jesus macht in der Bergpredigt deutlich
Macht euch also keine Sorgen! Fragt nicht: Was sollen wir essen? Was sollen wir trinken? Was sollen wir anziehen? Denn damit plagen sich die Menschen dieser Welt herum. Euer Vater weiß doch, dass ihr das alles braucht! Euch soll es zuerst um Gottes Reich und um seine Gerechtigkeit gehen, dann wird er euch alles Übrige dazugeben. Sorgt euch also nicht um das, was morgen sein wird! Denn der Tag morgen wird für sich selbst sorgen. Die Plagen von heute sind für heute genug!“
Matthäus 6, 31-34
Die Menschen, die sich um Jesus versammelten und ihm zuhörten, trugen die gleichen Ängste, wie die Menschen heute auch mit sich tragen: Was werden wir morgen essen und zum Anziehen haben? Wie wird die politische Situation sein? Was machen die Mächtigen mit uns und wem können wir gefallen? Wird die Welt morgen noch existieren oder vergiftet sein? Das alles sind Fragen, so macht es Jesus deutlich, die letztlich nebensächlich sind. Es geht bei dem „trachten nach dem Reich Gottes“ darum, welche Beziehung wir persönlich zu Gott haben und ob wir uns mit unserem ganzen Sein Gottes Willen untergeordnet haben.
Und das macht einen Christen letztlich so „gefährlich“ für die Herrschenden und für Ideologien werbenden in dieser Welt. Ein Christ, der sich auf Jesus und dem Auftrag Gottes konzentriert, wird unabhängiger von irdisch geprägten Interessen und resistenter gegenüber Vereinnahmung oder Manipulationen werden. Solche Menschen werden sich nicht von der Angst etwas zu verlieren oder Schaden zu nehmen zu sehr beeinflussen lassen. Es geht viel mehr darum, alles dafür zu tun, dass möglichst viele Menschen Jesus kennenlernen sollen, bevor es zu spät ist.
Wie schön ist es, dass wir ganz banale Ängste haben dürfen. Wir finden verschiedene Beispiele in der Bibel, wie Menschen mit „schlotternden Knieen“ und Gottes Hilfe ihre Ängste bändigen konnten. So können wir in manchen Momenten, die uns überfordern, vom Psalmisten an eine Lösung erinnert werden: „Ich betete zum Herrn, und er antwortete mir und befreite mich von allen meinen Ängsten“ (Psalm 34, 5)
Munir Hanna